Anmerkung: Dieser Bericht wurde uns von Raymund zugesendet. Von uns wurden lediglich ein paar Kleinigkeiten korrigiert.

Reisedauer: 4 Tage – Bodensee bis Pegnitz

Rad: Stevens X7C von 2010 (in schlechtem Zustand – siehe unten)

Ziel: So weit wie möglich kommen, alles aus dem Fahrrad raushohlen, was noch rauszuholen ist, möglichst autark touren, Spaß haben!

Zur Reise:

Tag 1

Vom Bodensee über den Hohenzollernweg bis Tuttlingen. Ab dort auf dem BTG-Track bis zur Burgruine Greifenstein direkt am Albtrauf entlang.

Weg entlang des HW1 am Albtrauf suuuper cool mit richtig vielen Höhenmetern. Perfekte Fahrbedingungen. Weg war grade so noch mit meinem Fahrrad befahrbar. Stellenweise wären breite Reifen nützlich gewesen aber es ging auch so. Das bisschen Federgabel hat stark bei der Laufruhe über Wurzeln/Steine geholfen.

Top motiviert und hab richtig gepowert – bin überrascht, wie weit ich gekommen bin!

Tag 2:

Von der Burgruine Greifenstein mit spätem Start um 7:30 Uhr bis zum Berg vor Aalen.

Weg nicht so cool, war mental aber auch nicht so gut drauf. Wetter teilweise unangenehm. Ich musste das Rad viel schieben, da Wege zu steil mit losem Untergrund. Hier wären breitere Reifen (und mehr Motivation) zwingend notwendig gewesen. Gangschaltung schaltet vorne ohne Fuß-Beihilfe nicht mehr runter. Sehr nervig am Berg. Zudem bemerke ich: Ich hasse E-bikes!

Motivation mieß, hab mit Hörbüchern angefangen (zum tausendsten Mal Lord of the Rings – es ist immernoch spannend). Bin eher langsam aber trotzdem mit wenigen Pausen unterwegs.

Tag 3:

Von kurz vor Aalen bis in den Meilwald kurz hinter Erlangen.

Weg war angenehm aber im Vergleich langweilig. Straßenabschnitte zwar vergleichsweise schnell aber ich merke wie langsam ich fahre. Forstwege in den Bergen sehr schön und obwohl eher flach trotzdem interessant. An der einzigen Stelle mit Singletrack einen sehr matschigen Abschnitt runter gerauscht bis Schlamm meine Räder blockiert und die Reifen wegrutschen. Ich lande im Schlamm – weich gelandet und nichts passiert. Fahrrad grob geputzt und weiter geht’s. Seither reibt und quietscht alles.

Tag 4

Von Meilwald hinter Erlangen bis Shelter mit Kneipbecken bei Behringersmühle. Dort die Tour abgebrochen.

Es regnet ununterbrochen. Ich starte spät aber es regnet trotzdem noch. Regentropfen auf meiner Brille verursachen optische Verzerrungen. Das bringt mich auf unebenen Strecken mehrfach beinahe zu Fall aber ich habe Glück. Macht keinen Spaß. Checkpoint 2 mit toller Aussicht trotz miesem Wetter. Strecke nachwievor sehr flach. Bei Behringersmühle finde ich einen Shelter mit Keippbecken bei dem ich mich und das Fahrrad wasche. Der Drahtzug im hinteren Derailleur reißt – Schalten geht nicht mehr. Ich habe keinen Ersatz (und habe sowas auch noch nie flicken müssen). Ich schraube den Derailleur hinten manuell so, dass die Kette auf dem zweitgrößten Zahnrad läuft. Jetzt habe ich ein drei-gang Rad mit gewaltigen Sprüngen zwischen den Gängen.

Ich habe keinen Bock mehr und behaupte ab jetzt, das Fahrrad sei kaputt. Ich beende die Tour und fahre mit dem Rad nach Pegnitz. Dort nehme ich den Zug von Pegnitz nach Nürnberg und steige um. Nach Pause im Zug geht es noch einmal 22km über hügelige Asphaltpisten nach Hause aber es läuft flott. Die fehlenden Gänge gleiche ich mit Motivation aus.

Zur Route: Navigation recht einfach. Tag 1&2 habe ich mich noch öfter verfahren, danach hatte ich entweder ein besseres intuitives Gefühl für den richtigen Weg oder es ging häufiger geradeaus ;). Nur bei Kreuzungen von Waldwegen musste ich sehr genau schauen. Sonst war es fast immer aufgrund des Routencharakters recht klar.

Wasser in ausreichenden Mengen immer und überall vorhanden. Wasserfilter empfehlenswert aber nicht notwendig. Dorfbrunnen tun‘s auch. Verpflegungssituation habe ich nicht selbst erkundet aber jedes zweite Dorf hat mindestens nen Bäcker. Der aktuellen Situation geschuldet war ich doch völlig autark.

Wegprobleme: Keine ernsthaften. Stellenweise unschön wie z.B. die Autostraßen-Auffahrt zur Burg Teck. Baustellen gab es an zwei Stellen aber entweder konnte ich durch oder problemlos und einfach drum herum. Bis zu den neu-gerouteten Stellen kam ich nicht.

Insgesamt fand ich die Strecke soweit echt toll. Für mein Fahrrad (oder mich) teilweise zu hart aber immer noch irgendwie machbar. Im sandigen Norden wäre ich mit meinem Fahrrad vermutlich völlig verzweifelt.

Zum Fahrrad: Alu Crossbike mit entspannter Geometrie, extrabreiter, gerader Lenker, Federgabel, 3×9 Gänge mit ca. 530% Übersetzung, Magura HS11 hydraulische Felgenbremsen, Gepäckträger, Mudguards vorne und hinten, Shimano SPD Clipless Pedale, Reifen: 700x40c

Zustand vor der Tour: 10 Jahre alter Totalschaden der noch fährt. Federgabel hat nur noch ca. 2cm Federweg und sperrt nicht mehr und hat viel Spiel (wackelt vor und zurück), Derailleur vorne schaltet nicht mehr optimal – muss mit dem Fuß öfter nachhelfen. Die zwei kleinsten Zahnräder in der Kassette hinten sind so abgenutzt dass die Kette springt – werden nicht verwendet. Kette über 1% gedehnt. Ein Wechsel würde auch einen Wechsel des gesamten Antriebs bedeuten, was sich aus wirtschaftlicher Sicht nicht lohnt. Naben an beiden Laufrädern machen böse Geräusche (Kugellager kaputt), Laufrad vorne läuft nicht ganz rund, Rahmen hat etliche Dellen, Lack fehlt stellenweise.

Bremsen sind in recht gutem Zustand. Großes Lob an Magura für die HS11!

Navigation: Alles per Handy via OSMand+, gpx tracks und offline Karten. Funktioniert prima. Ich verfahre mich zwar ab und zu, merke es aber meist innerhalb von 50 Metern. Ich halte mich ziemlich getreu an die BTG Route. Ich gps-tracke mich nicht. Kilometer kann ich nicht angeben.

Zum Gepäck:

Am Fahrrad: 2x 750mL Wasser, Apidura Oberrohrtasche (Kamera, Geld, Perso, EC-Karte, Uhr, Powerbank, Kompass), Gepäckträger mit 12L Ortlieb Drybag (Essen, First Aid, Kleidung, Flickzeug, Zelt (Tipik Pioulou <3), Innenzelt, Heringe, Schlafklamotten, Hygiene Zeug), 20L Ortlieb Rucksack (Schlafmatte, Quilt, Essen für den Tag, Regenjacke, Leggins, Fleece Pulli, Kleinkram wie Taschenmesser, Brillenetui, Löffel, Maske, Sonnencreme,…), Quadlock für Smartphone, Am Rahmen: Luftpumpe, Ersatzschläuche, Zeltstange

Am Körper: kurze Radhose, Langarm Sonnenshirt, Socken, Shimano Radschuhe, Halstuch, Helm

Insgesamt ca. 34L Kapazität. Im Rucksack Zeug das ich ständig brauche und leichtes Zeug mit hohen Platzbedarf. Alles Schwere und Sachen die ich max. 1x am Tag brauche auf Gepäckträger.

Für 4 Tage Essen war die Kapazität seeehr knapp. Hätte mit mehr Kleidung z.B. für kaltes Wetter nicht so gut funktioniert. Hatte aber dennoch alles Wichtige dabei. Nur Wasserdichte Handschuhe wären praktisch gewesen. Überlegenswert wäre eine Windhose. Eventuell wäre so eine halbe Rahmentasche gar nicht so doof.

Essen: Selbstgemischtes Müsli in 5 Tüten (á 1500 kcal aus Basismüsli, Rosinen, Mandelflocken, Kokosflocken, getrocknete Heidelbeeren & Erdbeeren, Wahlnüsse, Sonnenblumenkerne, Milchpulver), Müsliriegel (12 Stück), viel Trailmix (Nüsse, M&Ms, Trockenobst), abgepacktes Fertigessen: 3x Uncle Bens Rice, 1x Tortellini, 1x Maultaschen, 4pack Ramennudeln, 50 mL Olivenöl. Gegessen wurde aus einer Plastikdose mit Schraubdeckel.

Essen hätte Planmäßig für 5 Tage halten sollen – nach 4 Tagen war bis auf die Müsliriegel fast alles weg. Danach hätte ich einkaufen müssen, wozu es allerdings nicht gekommen ist.

Zukunft: Für den nächsten Versuch gehe ich das ganze ernsthafter an. Training wäre von Vorteil gewesen. Jetzt, wo mein altes Fahrrad nach 10 Jahren und vielen Fahrkilometern schwächelt (und Reparatur sich nicht mehr lohnt) habe ich ja guten Grund nach einem Neuen zu gucken. Mit der Recherche hab ich schon angefangen.

Bis ich die Route in Renn-relevanten sub 10 Tagen schaffe, brauche ich noch viel Vorbereitung und Training. Nachts über solches Terrain zu fahren ist nochmal an anderes Thema…

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